„Gegenüber Muslimen gute Christen sein“

Der Lazaristenpater Josef Herget plädiert für Wahrhaftigkeit und Liebe im Umgang zwischen Christen und Muslimen. Nur das Ernstnehmen des anders Glaubenden könne Grundlage für einen echten Dialog sein. Gleichzeitig warnte der ehemalige Türkei-Missionar in einem Vortrag im Studentinnenheim Währing vor einer Einebnung der Unterschiede zwischen Islam und Christentum.

Christen müssen sich Muslimen gegenüber vor allem als gute Menschen, als gute Christen zeigen. Dazu rief P. Josef Herget CM bei einem Vortrag im Wiener Kulturzentrum Währing am 22. Oktober 2007 auf. Gleichzeitig mahnte der Lazaristenpater, der vor allem in der Betreuung von türkischen und persischen Konvertiten tätig ist, ein klares und offenes Bekenntnis der Christen zu ihrem Glauben ein: „Diese Menschen haben das Recht, dass wir ihnen von der Heilswahrheit Jesu Christi erzählen.“

Diese Offenheit und Ehrlichkeit ist für P. Herget, der 15 Jahre lang in der Türkei als Missionar tätig war, die Grundlage jedes echten Dialogs: „Beim Dialog muss man den anderen als Freund gewinnen und seine Andersartigkeit voll ernst nehmen.“ Nur so ein Vertrauen könne die Grundlage für Dialog bilden - alles andere sei „verlogen“.

Dementsprechend plädierte der Gründer des Mariazeller Instituts St. Justinus, das Katechisten für die Erstverkündigung ausbildet, für eine gute Kenntnis der anderen Seite und eine klare Sicht auf die Unterschiede. Dass unter Christen im Westen ein großer Wissensdurst über den Islam herrscht, zeigte auch der Abend im Studentinnenheim Währing: wegen des großen Andrangs musste der Vortrag per Videoleinwand in einen Nebenraum übertragen werden.

Auch wenn Islam und Christentum bzw. Judentum oft ähnliche Begriffe verwendeten, stehe dahinter ein jeweils ganz anderes Gottes- bzw. Menschenbild, betonte P. Herget. So sei der Gott des Islam absolut transzendent und nicht einmal an sein eigenes Wort gebunden. Ein persönliches Verhältnis oder gar Liebe zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer gebe es nicht. Der Mensch sei auch nicht als Ebenbild Gottes geschaffen. Genauso wenig könne sich der Islam Gott als Vater vorstellen, wie es für Christen selbstverständlich ist. Vielmehr basiere der Islam auf die völlige Unterwerfung des Gläubigen unter den Willen Allahs – das Wort „Islam“ bedeute selbst „Unterwerfung“.

Das wirke sich auch auf das gesamte Glaubensleben der Muslime aus: der Islam sei eine „typische Gesetzesreligion“, wo es nicht auf eine persönliche Beziehung zu Gott, sondern auf die genaue Befolgung bestimmter Regeln und Rituale ankomme. Als Beispiel nannte P. Herget das fünfmal täglich verrichtete Gebet der Muslime, wo sogar der Blick des Betenden ganz streng reguliert sei – werde auch nur ein Fehler gemacht, sei das Gebet ungültig und müsse wiederholt werden, erklärte der Lazarist.

P. Herget warnte daher eindrücklich davor, oberflächliche Ähnlichkeiten zwischen Christentum und Islam als Erweis für die Nähe der beiden Religionen zu sehen. Einen klaren Unterschied zog er jedoch zwischen dem „System Islam“ und den „Muslimen“. Diese zu lieben, als Menschen zu schätzen, ihre Sorgen und Fragen ernst zu nehmen, sei erster Auftrag an die Christen. Nur „das Ernstnehmen des anders Glaubenden“ könne Grundlage für einen echten Zugang sein. Dazu sei aber auch eine umfassende Information über Wesen und Lehre des Islam unumgänglich: „Jeder Christ muss sich mit Wahrhaftigkeit und ernsthaft mit dem Islam auseinandersetzen.“