"Wir sind dazu da, den Papst zu unterstützen"

Interview mit dem neuernannten Generalvikar Mariano Fazio

Msgr. Mariano Fazio, Generalvikar der Prälatur Opus Dei. Foto: Opus Dei (Information Office)

Buenos Aires (Agencia Informativa Católica Argentina, AICA) 15. Dezember 2014:

Der neuernannte Generalvikar des Opus Dei, Msgr. Mariano Fazio, äußert sich über die neue Etappe des vom heiligen Josefmaria Escrivá gegründeten Werkes, die kürzlich zur Verstärkung der Leitung mit der Ernennung eines Auxiliarvikars begonnen hat. Fazio ist als argentinischer Priester der erste Generalvikar des Werkes, der nicht aus Spanien stammt. Er spricht unter anderem über sein Leben ab Januar in Rom, über neue Herausforderungen und über seine freundschaftliche Beziehung zum Papst. Er bekräftigt, dass das Opus Dei im Dienste der Kirche steht. Das Werk unterstütze die pastoralen Prozesse, die Franziskus voranbringt. Msgr. Fazio fordert die gläubigen Argentinier auf, an ihrem jeweiligen Platz Zeugnis von Glauben, Freude und Großzügigkeit zu geben.

AICA: Wie haben Sie die Nachricht über Ihre Ernennung erhalten? Was hat Ihnen Bischof Echevarría gesagt?

Auf jeden Fall war es eine Überraschung. In der Kirche bedeuten Ernennungen Dienst, da geht es nicht um Karriere und Ämter. Der Prälat des Opus Dei hat mir sein Vertrauen und seine Zuneigung ausgesprochen. Er sagte, diese Arbeit fruchte nur mit viel Gebet und großer Nähe zu den Menschen. So sollen durch vermehrte Kräfte unter anderem Reisen zu den Menschen vor Ort möglich werden, um ihnen zuzuhören und Mut zu machen.

Wann werden Sie die neue Aufgabe übernehmen? Wie waren die ersten Momente? Und welche praktischen Folgen wird das für Ihr Leben haben?

Ich wollte es an erster Stelle dem Papst mitteilen, bevor ich es öffentlich mache. Gott sei Dank konnte ich am Donnerstagnachmittag eine Audienz bekommen und ihm vor allen anderen davon berichten. Der Papst sah gut aus, war sehr froh und voll Energie. Belustigt sagte er, die Leute würden sagen, ich hätte die Ernennung bekommen, weil ich ein Freund des Papstes bin. Wir verstehen uns sehr gut. Wenn man bei ihm ist, kommt eine überaus entspannte und vertraute Stimmung auf. So holte ich eine Schachtel Pralinen aus der Tasche und sagte: „Eigentlich habe ich die Pralinen mitgebracht, um den Sieg von River im Südamerika-Pokal zu feiern".

Zu der neuen Aufgabe kann ich sagen, dass die Ernennung bereits seit dem 10. Dezember gilt, die Arbeit in Rom aber erst Ende Januar beginnt. Vorher werde ich noch ein paar Tage in Argentinien verbringen und an einer Bildungsmaßnahme in Mexiko teilnehmen.

Sie sind der erste Nicht-Spanier, der dieses Amt übernimmt.Was bedeutet das für Sie?

Nichts Besonderes. Es besagt einfach zweierlei: Erstens, dass das Werk in Spanien geboren wurde und sich chronologisch betrachtet zuerst dort entwickelte. Zweitens, dass sein Auftrag universell ist – zurzeit arbeiten wir in 69 Ländern. Und das schlägt sich mit der Zeit in der Vielfalt von Nationalitäten in allen Bereichen und Ämtern aus. So gibt es und gab es im Generalrat und im Zentralassessorat, die den Prälaten bei der Leitung unterstützen, Leute aus etlichen Ländern.

Wie wird die Leitung des Werkes mit der neuen Stelle eines Auxiliarvikars aussehen? Welche Aufgaben werden Sie übernehmen?

Nach der Ernennung eines Auxiliarvikars hat der Prälat jetzt zwei Vikare, mit denen er direkt zusammenarbeiten kann. Dadurch wird angesichts vermehrter Arbeit die Leistungsfähigkeit gestärkt, und der Prälat erhält in dieser Phase weitere Unterstützung bei seiner Aufgabe. Auch wenn das Amt eines Auxiliarvikars vorgesehen war, ist es jetzt erstmals besetzt worden. Darum werden wir die beste Arbeitsweisen wohl nach und nach entdecken.

Jetzt kann der Auxiliarvikar den Prälaten bei der Leitung vertreten, so dass sich der Prälat seiner seinen Aufgabe als Vater und Hirte intensiver widmen kann. Denn im exekutiven Bereich kann er sich auf Don Fernando Ocáriz verlassen.

Wie wird die Treue des Opus Dei zum Papst in Anbetracht Ihrer Freundschaft aussehen? Welche Herausforderungen haben Sie vor sich? Worum hat er Sie gebeten?

Vielleicht wird die Vertrautheit noch tiefer, aber im Werk herrscht schon seit jeher und für immer voller Gleichklang mit dem Papst. Bischof Echevarría hat eine ausgezeichnete Beziehung zum Papst, und sie haben sich schon mehrfach getroffen. Das Werk ist dazu da, der Kirche zu dienen und dem Weg zu folgen, den der Papst weist. Unser ganzes Charisma, die Begegnung mit Gott im täglichen Leben zu fördern, ist darauf ausgerichtet, dass wir der Kirche und der Gesellschaft dienen. Dabei gibt der Heilige Vater Richtung und Schrittmaß vor. Mir speziell hat der Papst geraten, genau auf den Prälaten zu hören, ihm sehr treu zu folgen. Und darum werde ich mich bemühen.

Wir befinden uns zwischen zwei Synoden über die Familie. Wie stehen Sie zu den Kontroversen, die zwischen konservativen und progressiven Gruppen aufgebrochen sind?

Im Sinne dessen, was der Papst gesagt hat, denke ich, dass wir uns mit der Synode in einem Prozess des Nachdenkens und Prüfens befinden. Und wir vertrauen darauf, dass ihre Schlussfolgerungen viel zum Wohl der Kirche beitragen werden. Der Papst hat in seiner Schlussansprache auf verschiedene Versuchungen hingewiesen, etwa die, konservativ oder progressiv zu sein. Und er bittet darum, weder konservativ noch progressiv zu sein, sondern synodal [gemeinsam auf dem Weg].

Der Papst sagte, bei der Synode werde nicht die Lehre in Frage gestellt, sondern bessere pastorale Antworten gesucht. In diesem Sinne hoffen wir auf neue Ansätze und Vorschläge, die uns näher an die Probleme der Familien heranführen und positive Antworten auf die gegenwärtigen Herausforderungen finden helfen. Wir brauchen neue Ausdruckweisen, um den Glauben zu vermitteln. Und das kann die Synode bestimmt kräftig fördern.

Außerdem sagte der Papst, dass die unterschiedlichen Ansichten, die auf der Synode geäußert werden, Teil des Prozesses sind, und dass er als Römischer Papst der Garant der Einheit in diesem Dialog unterschiedlicher Meinungen ist. Im Opus Dei kann jeder innerhalb der Einheit mit dem Papst seine Meinung haben. Als Institution engagieren wir uns für die Unterstützung des Papstes bei den pastoralen Prozessen, die er in Schwung bringt.

Was möchten Sie den Angehörigen des Opus Dei, den Mitarbeitern und all denen in Argentinien mitgeben, die an seinen Bildungsinitiativen teilnehmen und die Sie in Zukunft viel seltener sehen werden?

Das Werk ist eine große Familie, und das Wichtigste ist, dass wir unsere Freude miteinander teilen, vor allem mit den besonders Bedürftigen, und dass wir eng mit dem Vater (wie wir den Prälaten nennen) und mit dem Papst vereint sind. Jede einzelne und jeder einzelne soll an seinem Platz Zeugnis geben, ein Zeugnis des Glaubens, der Großzügigkeit, der Treue zum Papst, des solidarischen Engagements, der Freude, der gutgetanen Arbeit im Dienst an den anderen. Statt uns in einer individualistischen Suche nach Wohlstand zu verschließen und in den eigenen Problemen zu ersticken, gilt es heute, alles für Gott und für die Menschen aufs Spiel zu setzen. Es lohnt sich!

Agencia Informativa Católica Argentina, AICA