"Herr, hilf mir"

Dies sind die klaren Zeichen des echten Kreuzes Christi: Gelassenheit und tiefer, unerschütterlicher Friede; Liebe, die zu jedem Opfer bereit ist; fruchtbringende, aus der durchbohrten Seite des Herrn fließende Wirksamkeit und selbstverständlich - immer - Freude: Eine Freude, die aus der Überzeugung erwächst, daß wahre Hingabe Nähe zum Kreuz bedeutet und folglich Nähe zu Christus einschließt. (Im Feuer der Schmiede 772)

Wenn ihr aus der Erfahrung eines armen Priesters lernen wollt, der von nichts anderem als von Gott sprechen möchte, dann rate ich euch: Verlangt das Fleisch sein verlorenes Recht oder bäumt sich - was noch schlimmer ist - der Stolz trotzig auf, dann flüchtet zu den göttlichen Wundmalen, die von den Nägeln stammen, welche den Leib Christi ans Kreuz hefteten, von der Lanze, die seine Seite durchbohrte. Eilt zu Ihm, wie das Herz es euch eingibt: bergt in den Wunden des Herrn eure ganze Liebe zu den Menschen - und zu Gott. Denn das ist die Sehnsucht nach der Vereinigung mit Ihm, die Überzeugung, sein Bruder zu sein: ein Blutsverwandter, ein Sohn derselben Mutter, ist sie es doch, die uns zu Jesus geführt hat. 

Verlangen nach Anbetung, Verlangen nach Sühne, gelassen und in Milde, und nicht ohne Leiden. In eurem Leben wird das Wort Jesu Wirklichkeit werden: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert (Mt 10,38). Der Herr eröffnet sich uns jedesmal drängender, Er erbittet Wiedergutmachung und Buße, und schließlich weckt Er in uns das glühende Verlangen, für Gott zu leben und mit Christus gekreuzigt zu sein (Gal 2,19). Aber wir tragen diesen Schatz in irdenen Gefäßen - brüchig, zerbrechlich also - damit die überreiche Fülle der Kraft nicht uns, sondern Gott zugeschrieben werde (2 Kor 4,7). 

In allem werden wir bedrängt, aber nicht erdrückt; sind im Zweifel, aber verzweifeln nicht; leiden Verfolgung, sind aber nicht verlassen; werden niedergeworfen, aber nicht vernichtet. Allzeit tragen wir Jesu Sterben an unserem Leibe (2 Kor 4,8-10). 

Zudem bilden wir uns ein, daß der Herr uns nicht erhört, daß wir uns täuschen, daß wir nur unsere eigene Stimme vernehmen, die Selbstgespräche führt. Wir fühlen uns haltlos auf Erden und vom Himmel verlassen. Und doch empfinden wir eine echte, wirkliche Abscheu vor der Sünde, auch wenn sie nur läßliche Sünde ist. Fallen wir, hartnäckig wie die Kananäerin, in Ergebenheit vor Ihm nieder, beten wir Ihn an, rufen wir wie sie: Herr, hilf mir (Mt 15,25). Und das Licht der Liebe wird die Dunkelheit verscheuchen. (Freunde Gottes 303-304)

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